Mai / Juni 2020 - der erste Lockdown ist vorbei. Unsere eigentlichen Pläne für unser Sabbatical mussten wir über den Haufen werfen - die Grenzen sind zu. Ein Ausnahmezustand. Also suchen wir nach dem Abenteuer und der Schönheit der Natur innerhalb Deutschlands und finden uns auf dem Malerweg wieder. Ein wunderschöner und abwechlungsreicher Fernwanderweg durch die Basaltfelsen an der Elbe entlang. 5 Tage folgen wir dem schönsten Abschnitt des Weges, schlagen unser Zelt in den Wäldern außerhalb des Nationalparkgebiets auf und lassen uns von der eindrucksvollen Landschaft begeistern.
Etappe 1: Wehlen - Rathewalde
Wir kommen Mittags in Wehlen am Bahnhof an. Von dort geht es mit einer kleinen Personenfähre, die alle paar Minuten fährt, über die Elbe auf die andere Seite der Stadt. Hier kann man noch schnell ein paar Bonbons in der Bonbon Manufaktur kaufen, die einem beim Wandern das Leben versüßen werden. Hinter der Fahrradkirche ist man dann auch schon auf dem Malerweg.
Recht schnell geht es bergan, zur berühmten Bastei. Hier bekommt man tolle Ausblicke auf das Elbsandsteingebirge und die Elbe. Das Wetter ist bei uns eher zurückhaltend, deswegen sind nicht allzuviele Leute auf der Bastei. Da man hier aber auch mit dem Auto hochfahren kann, ist es generell ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Ruhe und Einsamkeit sucht man hier vergebens.
Danach beginnt der Abstieg Richtung Hohnstein. Auf schönen Waldwegen geht es am Amselsee entlang bis nach Rathewalde. Zwischen Rathewalde und Hohnstein schlagen wir unser Zelt auf. Diese Etappe hat knapp 10 km und 800 Höhenmeter im Aufstieg.
Etappe 2: Rathewalde - Ostrauer Mühle
Am nächsten Tag starten wir früh und haben die Wolfsschlucht ganz für uns. Über Treppen und Leitern steigen wir ab. Auf schönen Waldwegen führt es uns der Wanderweg mit immer wieder schönen Ausblicken nach Brand. Von dort hat man einen traumhaften Ausblick auf die Tellerberge und nebenbei kann man sich mit Bratwurst und Plinsen stärken. Idealerweise ist man hier nicht am Wochenende - da ist es richtig voll. Diese Etappe hat ca. 15 km.
Abends schlafen wir auf dem Campingplatz Ostrauer Mühle. Der Campingplatz hat 3 Bereiche um Zelte aufzustellen, ist aber vor allem eine große Anlaufstelle für Wohnmobile.
Etappe 3: Ostrauer Mühle - Neumannmühle
Frisch geduscht geht es beschwingt weiter Richtung Neumannmühle. Die Sonne lacht und wir genießen die tolle Wanderung und die Aussicht. Zunächst geht es durch die Dorfbachklamm, dann auf dem Elbleitenweg in die Schrammsteine. Über eine Leiter kommt man auf den Schrammsteingratweg von dort geht es weiter in Richtung Affensteine. Auf dem Carolafelsen, machen wir bei herrlicher Aussicht Mittagspause in der Sonne und dösen ein bisschen. Dannach geht es weiter in Richtung Lichtenheiner Wasserfall und Kuhstall. Der Kuhstall ist ein großer Felsdurchgang. Es gibt verschiedene Geschichten dazu, beispielsweise dass Bauern im 30 jährigen Krieg ihre Kühe hier hin brachten um sie zu schützen oder auch, dass Viehdiebe die erbeuteten Tiere hier versteckten.
Wenig später erreichen wir Neumannmühle und gönnen uns erstmal ein richtig großes Eis.
Es wird Zeit einen Platz für die Nacht zu suchen und wir finden zum Glück einen wenig einsichtigen Spot außerhalb der Kernzone des Nationalparks, in dem wir, nach 20 km wandern und 550 hm, unser Zelt aufschlagen.
Etappe 4: Neumannmühle - Schmilka - Reinhardtsdorf
Am nächsten morgen geht es wieder bergan zum großen Polshorn. Von dort geht es durch alte Weißtannenbestände runter zum Zeughaus nur um kurz danach wieder aufzusteigen auf den Gipfel des Großen Winterberg. Oben angekommen frieren wir aber zu sehr um uns lange aufzuhalten. Daher geht es entspannt weiter bis nach Schmilka, welches wir mittags erreichen. Hier ist heute ein Mühlenfest, das Örtchen ist rausgeputzt und es gibt zu unserer großen Freude jede Menge Essensbuden. Wir schlagen uns den Bauch voll und genießen die Stimmung.
Frisch gestärkt geht es dann über die Elbe auf in Richtung Reinhardtsdorf. Wir laufen auf gemütlich zwischen den Feldern entlang. Das Wetter klart auf und es wird richtig warm. Wir nutzen die Gunst der Stunde und machen in Reinhardtsdorf erstmal eine ausgiebige Kneipptour mit anschließendem Nickerchen in der Sonne. Anschließend geht es in die wunderschöne Kirche in Reinhardtsdorf. Durch Zufall treffen wir gerade noch rechtzeitig ein, bevor die Kirchenverwalterin zuschließt. Sie führt uns durch die Kirche und erklärt uns die einzelnen Kunstwerke. Die Kirche ist im Barockstil gehalten, jedoch nicht mit dem üblichen Gold und Stuck, sondern mit wunderschönen Holzmalereien.
Am Friedhof nehmen wir noch ein bisschen Wasser mit (ein Fehler, wie sich bald herausstellt), dann suchen wir uns im nahen Wald einen guten Platz zum Schlafen.
Diese Etappe hat ca. 20 km und knapp 600 hm.
Etappe 5: Reinhardtsdorf - Bad Schandau - Stadt Wehlen
Diese Nacht war anstrengend. Ich habe mir mit dem ungefiltertem Wasser vom Friedhof den Magen verdorben und die Nacht mit Bauchkrämpfen vor dem Zelt verbracht. Außerdem haben wir die ganze Nacht ein seltsames Bellen gehört. Morgens im Zelt haben wir dann Tiergeräusche gegoogelt. Es waren wohl Rehe...
Heute verlassen wir den Malerweg. Weit ist es zum Glück nicht bis Bad Schandau, ca. 5 km. Dort kaufen wir erstmal Cola, die bringt meinen Kreislauf wieder etwas in Schwung. Hier hatten wir zum Glück bei einem Kajak Verleih ein Boot reserviert. Mit dem Kajak paddeln wir dann gemütlich die Elbe entlang, bis wir wieder die Stadt Wehlen erreichen. Von dort aus geht es für Martin heim, für mich weiter in Richtung Kammweg.
Fazit
Der Malerweg ist einer der bekanntesten und schönsten Fernwanderwege Deutschlands und daher auch gut besucht. Trotzdem haben wir immer wieder ruhige Plätze gefunden, um unser Zelt aufzustellen. Möchte man in Pensionen übernachten, sollte man sich aber rechtzeitig um eine Reservierung kümmern.
Der Weg ist an jeder Stelle gut ausgeschildert, einen extra Wanderführer benötigt es nicht. Auf der Webseite des Malerwegs findet man zusätzliche Informationen, sowie alle Etappen.Es ist kein flacher Wanderweg, mit 300-800 Höhenmetern pro Tag muss man schon rechnen. Diese werden teilweise auch über Treppen und Leitern zurückgelegt.
Die Landschaft ist außergewöhnlich und abwechslungsreich. Die saftig grünen Wälder, enge Schluchten und die bizarren Felsgebilde machen den Weg zu etwas Besonderem. Wir haben den Malerweg etwas verkürzt und sowohl eine Etappe später angefangen als auch früher geendet und den Rückweg mit dem Kajak auf der Elbe abgeschlossen. Diese "Abkürzung" kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen - ich denke wir haben die imposantesten Landschaftsbilder gesehen und konnten den Tag auf dem Wasser unsere Wanderung nochmal rückblickend betrachten.
Wer Pfingsten nun also noch nichts vor hat - ab auf den Malerweg - es ist kein Geheimtipp, aber lohnt sich!
An- und Abreise
Stadt Wehlen erreicht man relativ einfach über Dresden und dann mit der Regionalbahn nach Stadt Wehlen. Vom Bahnhof stolpert man dann quasi direkt auf den Wanderweg.
Für den Rückweg bieten viele Unternehmen ein Kajak oder Schlauchboot an. Wer es unkompliziert möchte und sich auch nicht mehr so viel bewegen will, der nimmt den Dampfer.
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Angela Jagoda (Donnerstag, 16 November 2023 15:50)
Tellerberge hab ich noch nie gehört. Königs-, Lilien- und Pfaffenstein kenne ich als Tafelberge.
Sehr schön alles beschrieben, wunderbare Fotos...