Malerisch liegt der Arpi See eingebettet zwischen sanften Hügeln auf einer Höhe von 2025 Metern über dem Meeresspiegel. Hier, im Nationalpark, wandern wir am See entlang.
Wir erreichen den Arpi See in der Dämmerung - auf dem Weg von Yerewan haben wir ein bisschen getrödelt in Etschmiadsin und am Marmaschen Kloster.
In der Dämmerung wirkt es ehrlicherweise nicht besonders einladend. Nirgends brennt Licht, der Wind pfeift und auf der Erde liegen noch die Hagelkörner vom vorangegangen Unwetter. Wir stellen unser Auto direkt vor die Rangerstation am Nationalpark, beschließen im Auto zu schlafen. Da öffnet sich ein Fenster und ein Ranger beugt sich heraus. Was wir hier wollen, fragt er auf armenisch. Ein Schwall kalter Rauch kommt aus dem Fenster, das Zimmer wirkt vergilbt. Mit Händen und Füßen und Google Translate vermitteln wir ihm, dass wir hier gerne Zelten würden. Das geht, lässt er uns wissen. Er notiert sich noch unsere Reisepass Daten bevor er uns die Schranke öffnet und wir in den Nationalpark fahren dürfen.
Mittlerweile ist es stockdunkel. Wir fahren wenige Meter und stellen dann unser Zelt direkt neben dem Jeep Treck auf. Nachts gewittert es, wir verziehen uns kurz ins Auto, da fühlen wir uns sicherer.
Die Nacht ist kalt, der nächste Morgen sonnig. Der Arpi See erstrahlt in voller Pracht. Still liegt er da, sanft eingebettet in eine herbstliche Hügellandschaft. Eine Herde Schafe wird vom Schäfer an den See zum Trinken geführt.
In dieser wundervollen Szenerie kochen wir uns gemütlich Porridge.
Danach wandern wir den See entlang auf einem Jeep Treck. Es gibt keinen ausgeschilderten Wanderweg, aber auch kaum Autos. Lediglich zweimal treffen wir auf andere Menschen, eine armenische Familie, die Urlaub im Land macht und Forstarbeiter. Beide sind im Auto unterwegs - den Armeniern sind die Freuden des Wandern eher unbekannt.
Wir lassen uns einfach treiben. Steigen einen Hügel hinauf um einen Blick von oben zu erhaschen und wandern genüsslich. Als der Donner gerollt, drehen wir um und erreichen unser Auto noch im Trockenen. Wir fahren kurz ins nahe gelegene Dorf um Wasser einzukaufen. Das Wasser aus dem See würde ich nur im äußersten Notfall und der doppelten Dosis Micropur Tabletten trinken. Zum einen kommt man kaum bis zum Wasser, so feucht und schlammig ist das Ufer. Zum anderen ist das Wasser einfach dreckig und wir sehen auch Schafgerippe am Ufer liegen.
In der Zeit in der wir mit dem Auto fahren, regnet es wie aus Eimern. Zurück im Nationalpark können wir unseren Allrad Jeep kaum auf dem Weg halten, so rutschig ist der Matsch. Wir schlagen unser Zelt heute Nacht etwas geschützter auf, zwischen ein paar Bäumen, aber immernoch mit Blick auf den See.
Die Nacht ist anstrengend. Es gewittert alle zwei Stunden. Hier fühlen wir uns wirklich der Natur ausgeliefert. Zwischen den Hügeln fängt sich der Donner, es gerollt und rumort. Blitze leuchten am Himmel und ihr reißenden Geräusch erschreckt uns jedes Mal. Der Boden vibriert und wir kuscheln uns im Zelt eng zusammen. Wir sind froh als endlich der Morgen dämmert und wir aus unserem Zelt kriechen können. Es gibt noch ein schnelles Porridge, dann brechen wir auf und verlassen diesen wunderschönen Ort am Ende der Welt.
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