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Kloster Norawank

Das Kloster Norawank liegt gut versteckt in den ziegelroten Bergen hinter Areni, über der Amaghu Schlucht. Doch nicht nur die Lage überzeugt - auch die prächtigen, reliefgeschmückten Kirchen sind einen Ausflug wert. 

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Kloster Norawank

Wir wollen die traumhafte Kulisse der roten Berge ausnutzen und zum Kloster Norawank wandern. Wie unterschiedlich doch dieses Land ist. Während Dilijans grüne, saftige Berglandschaften das Auge erfrischen, zeigt sich hier - weniger als 200 km entfernt - karge rote Wüstenlandschaft. Im Frühjahr sollen die Hänge hier mit einem prächtigen Blütenmeer überzogen sein. Jezt, im Herbst, brennt die Sonne auf den nackten Fels. 

Wir gehen einen Teil des Gnishik to Norawank Trails. Mit 5 Stunden einfache Laufzeit ist uns der gesamte Weg aber zu lang. Wir kürzen ab und starten bei einer alten Militäranlage. Der Weg ist sehr einsam, führt sanft durch die bergige Landschaft, ohne schwierige Passagen. Gleich zu Beginn steht ein alter Bus neben dem Weg. Zerissene Vorhänge flattern durch die gesplitterten Fenster im Wind. Wie so häufig in Armenien macht sich Endzeitstimmung breit. Trotz der vielen schlechten Zombiefilme die man so kennt, wage ich mich näher an den Bus heran. Im meinem Kopf höre ich die Stimmen der Kinobesucher "Nein - geh da nicht rein!" und werfe einen Blick in den Bus. Das Schlimmste was passieren kann ist ein Hund, der seinen Übernachtungsplatz verteidigt - zugegeben das wäre wirklich ungünstig - aber im Bus regt sich nichts. Er war früher mit Sicherheit bewohnt oder dient vielleicht heute noch so manchem Schafhirten als Unterkunft.

Schnell gehen wir weiter, vergessen den gruseligen Moment und genießen die Sonne und den Ausblick.

Nach 1,5 Stunden erreichen wir das Kloster. Ein paar Touristen sind da, aber es hält sich noch in Grenzen. Wir bewundern die wunderschönen Kirchenanlagen. Wie in allen Klöstern Armeniens sind die Bildnisse der zwei Apostel in den Stein geschlagen. Die Armenische Apostolische Kirche ist die älteste „eigenberechtigte“ Staatskirche der Welt. Das Kloster ist sehr gut erhalten/ restauriert und beeindruckend verziert. Wie in armenien üblich, sind die Kirchen vor allem außen geschmückt. Im Inneren soll keine Dekoration, keine Zierde den Blick abwenden und vom Beten ablenken. Daher sind die Klöster innen sehr kahl. Es gibt keine Sitzbänke, keinen Altar, es brennen nur ein paar Kerzen.

Wir halten uns einige Zeit in der Klosteranlage auf, Martin steigt sogar in ein altes Verlies hinab.

Den Rückweg trödeln wir, essen ein bisschen Obst und Nüsse die wir uns mitgenommen hatten. In Norawank gibt es - zumindest an diesem Tag - keinen Bäckerwagen mit leckerem Gata.

 

Kurz bevor wir unser Auto erreichen, werden wir von zwei Soldaten aufgehalten. Auf armenisch werden wir relativ ruppig etwas gefragt, verstehen es aber nicht. Haben wir uns zu lange an der verlassenen Militäranlage aufgehalten? Zu lange in die blinden Fensterscheiben gestarrt, erwartet ein Zeugnis vergangener Zeiten zu entdecken?

Wir verstehen die Soldaten nicht, laufen weiter zum Auto. Die Soldaten folgen uns, bis wir ins Auto steigen. Naja - nichts passiert.

Und - ein ganzer Tag wandern ohne einen einzigen Hund zu treffen.

Mit dem Auto geht es zurück - wir wollen jetzt endlich den armenischen Wein probieren.