Ich nehme den ersten Gipfel meines Projektes Bike and Hike in Angriff, den Großglockner. Österreichs höchster Berg mit 3798 m ist einer der leichter zu besteigenden aus der Fünfergruppe.
Aufstieg zur Salmhütte
Nachdem ich mit dem Rad nach Heiligenblut gefahren bin, beginnt nun der zweite Teil meines Bike and Hike Abenteuers.
Vom Kärntnerhof in Heiligenblut steige ich auf zur Salmhütte. Meine Stimmung ist gedrückt. Das Wetter ist eher unbeständig und mein Bergführer hat mich schon informiert, dass die Tour wahrscheinlich nicht stattfinden wird. Naja - ich bin jetzt schonmal hier, also gehe ich zumindest bis zur Salmhütte. Vielleicht habe ich ja Glück.
Die Salmhütte liegt auf 2644 m und ist Ausgangspunkt der Glocknerbesteigungen von Heiligenblut aus. Sie liegt auf der Route der Erstbegeher.
Der Aufstieg ist relativ einfach. Der Weg führt durch das Leitertal. Lange Zeit steigt man neben dem Bergflüsschen auf. Es ist Juli, der Bergfrühling hat begonnen und es blüht und grünt um mich herum. Einziger Schwierigkeitsfaktor im Aufstieg sind doch noch einige große Schneefelder, die ich nicht alle umgehen kann. Normalerweise meide ich Schneefelder, weiß man doch nie, wie sehr sie bereits unterspült sind. Außerdem kann man hervorragend ausrutschen und eine kostenlose Bergfahrt mitnehmen. Nunja, ich will aber hoch auf die Salmhütte wandere ich vorsichtig über die Schneefelder. Meine Stöcke geben Sicherheit.
Mittags zieht es sich zu. Es wird unglaublich nebelig, ich sehe nicht mehr besonders weit. Ein leichter Schneefall setzt ein. Mir gehen die Geschichten durch den Kopf, wo Leute im Schneesturm wenige Meter vor der Hütte erfroren sind, weil sie den Weg nicht gefunden haben und ich beeile mich. Beobachtet werde ich dabei von ein paar flauschigen Gesellen, die in Ruhe grasen.
Am frühen Nachmittag erreiche ich die Hütte und genehmige mir erstmal eine Kleinigkeit zu essen. Ich bin der einzige Gast. Mit einem Mitarbeiter der Hütte unterhalte ich mich über meine geplatzten Pläne der Gipfelbesteigung. Er ist selber Bergführer und meint am nächsten morgen gäbe es noch ein kurzes Schönwetterfenster. Er telefoniert kurz mit den Bergführern Heiligenblut, dann ist die Sache klar. Wenn das Wetter es zulässt, wird er mich auf den Großglockner führen.
Jetzt heißt es Zeit rumbringen, bis zum nächsten Morgen. Ich gehe noch eine kleine Runde im Schnee spazieren. Ein paar Murmeltiere - aka dicke Berghamster - beobachten mich. Abends gehe ich früh ins Bett. Ich bin aufgeregt.
Großglockner - Gipfelbegehung
Um vier Uhr früh genehmigen Andi - der Bergführer - und ich uns ein kleines Frühstück, dann machen wir uns auf den Weg. Wir starten noch im Dunkeln, doch schon bald sehen wir ein erstes Licht am Horizont. Bald schon ist der Weg voller Schnee.
Wir erreichen den ersten Schwierigkeitsgrad für mich - eine Leiter aus Eisen in den Fels gehauen. Irgendwie überfordert mich dieses Hindernis schon fast um die Uhrzeit. Nur der Wille es auf den Gipfel zu schaffen, lässt mich die Angst überwinden.
Die Leiter ist geschafft, es kommen aber noch ein paar andere Kraxeleien. Die Luft ist dünn, es läuft nicht wie von selbst. Wir erreichen die Adlersruhe, die Erzog Johann Hütte. Wir halten uns nicht auf, sondern gehen direkt weiter. Es fängt bereits an sich zuzuziehen. Mittlerweile begegnen wir auch anderen Touren. Einige sind bereits auf dem Rückweg. Was ich nicht weiß ist, dass diese Gruppen gar nicht auf dem Gipfel waren - zu schlecht waren die Bedingungen um eine unerfahrene dreier Seilschaft auf den Gipfel zu führen.
Das Wetter zieht sich weiter zu, es fängt an zu schneien. Andi bleibt zuversichtlich und lotst mich gekonnt über die Schwierigkeiten. Als ich auf dem kleinen Glockner stehe, dem Vorgipfel zum Großglockner und sehe, dass ich über den schmalen Grat gehen soll, der nicht breiter als ein Schwebebalken ist, fange ich an mit Andi zu diskutieren, dass der kleine Glockner ja auch ein feiner Gipfel ist. Da zieht für einen Moment der Nebel beiseite und ich erhasche einen Blick auf das nahe Gipfelkreuz. Jetzt kann mich nichts mehr stoppen und wenige Minuten später stehe ich am Kreuz. Damit bin ich am 15. Juli um 9:07 Uhr der am höchsten Punkt stehende Mensch über Österreich und Deutschland. Ich bin stolz auf mich.
Auf dem Rückweg ist ein sprichwörtlich Knoten geplatzt. Selbstsicher und flott steigen wir ab, was ich beim Aufstieg als Schwierigkeit empfunden habe, fällt mir nun sehr leicht. Mittags sind wir wieder an der Salmhütte und ich lasse mir eine Suppe schmecken.
Mit zwei anderen Gästen drehe ich Nachmittags noch eine große Runde in dieser wundervollen Landschaft bevor ich ins Bett falle.
Über das Glocknerhaus nach Heiligenblut
Am nächsten Morgen starte ich früh. Nocheinmal will ich diese wundervolle Stimmung am Morgen in den Bergen genießen, bevor ich ins Tal zurücksteige. Der Weg ist nicht besonders anspruchsvoll, aber landschaftlich eindruckvoll. Am Margaritzenstausee vorbei kann ich nocheinmal die Schönheit der hohen Tauern genießen.
Im Glocknerhaus komme ich zu spät für ein Frühstück aber weit zu früh für ein Mittagessen an. Naja, ein kurzer Ratsch, dann mache ich mich auf ins Tal. Der Weg führt durch das Mölltal. An der Bricciuskapelle, die ich bereits von einem früheren Besuch in Heiligenblut kenne, kehre ich in der Sattelalm ein und stärke mich mit Kaffee und frischem Joghurt mit Früchten. Zum Mittagessen bin ich wieder in Heiligenblut. Hier lasse ich den Tag ausklingen. Am nächsten Tag kommt Martin und wir fahren gemeinsam weiter ins Pustertal.
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Bine (Montag, 14 Februar 2022 05:30)
Sehr spannend und krass durchgezogen! Ich wär definitiv bei der leiter umgekehrt ^^
Freu mich schon sehr mehr zu lesen :)
LG aus Sri Lanka