Wie klein und schutzlos ist der Mensch doch, wenn er sich in die Natur begibt. Wie mächtig, undurchdringlich und abweisend zeigt sich der Dschungel dem unerfahrenen Besucher. Mit zwei Guides bekommen wir in 2 Tagen einen kleinen Einblick in das harte Leben der Bewohner des Dschungel und gleichzeitig in die unglaubliche Schönheit der Natur.
Tag 1
Am frühen Morgen nach einer angenehmen Nacht schlagen wir wieder im Gemeindehaus in Chi-Path auf. Hier können wir unser Gepäck lagern und bekommen einen Rucksack, in dem wir unsere Wanderausrüstung verstauen können. Zusätzlich bekommen wir eine Hängematte und ein Frühstück To Go. Weiter geht es zum Bootsanlegersteg. Nach wenigen Minuten kommt das Boot mit unseren beiden Dschungelführern.
Morgens ist es noch sehr frisch auf dem Wasser. Wir frieren und kauern uns ins Boot. Nach einer Weile beschließen wir, dass es Zeit zum Frühstück wäre und wir sind gespannt auf unsere Frühstücksbox. Rührei und Reis gibt es. Sehr lecker, aber leider auch in sehr viel Öl gebacken, was mir noch zum Verhängnis werden wird.
Zwischendurch wird auch der Motor unseres kleinen Bootes ausgeschaltet und wir bewegen uns rudernd vorwärts. Dadurch können wir viele bunte Vögel und auch Affen am Ufer sehen, die nicht durch den Lärm des Motors vertrieben wurden. Herrlich.
Irgendwann ist die schöne Bootsfahrt zu Ende und wir legen an. Sobald der Fahrtwind fehlt merken wir, wie heiß es ist. Wir schultern stöhnend unsere Rucksäcke, unsere beiden Guides tragen noch viel mehr. In ihren Rucksäcken ist die komplette Verpflegung untergebracht, außerdem eine gusseiserne Pfanne und eine schwere Kanne. Wir wandern los. Farbenfrohe Schmetterlinge umflattern uns. Sie finden Schweißgeruch offenbar richtig toll und setzen sich mit Vorliebe auf die nassen Stellen unserer Rucksäcke, Kappis und T-Shirts. Nach einer Weile erreichen wir eine schöne Lichtung mit einem kleinen See. Hier machen wir Mittagspause. Unsere beiden Guides machen ruckzuck ein Feuerchen, darauf die Pfanne und schon köchelt ein vorzügliches Gemüsewok vor sich hin. Leider badet auch dieses wieder in ausreichend Öl. Für die Fleischesser werden auch noch schnell ein paar Fleischstücke aufgespießt und übers Feuer gehalten. Während gekocht wird trifft ein weiteres deutsches Pärchen ein. Sie kommen von der anderen Seite - uns entgegen und haben den Großteil der Wanderung bereits hinter sich. Wir plauschen ein bisschen, dann gibt es Essen. Wie immer schmeckt es ausgesprochen gut.
Weiter geht es zu unserem ersten Camp in dem wir übernachten werden. Unterwegs zeigen unsere Guides uns immer wieder spezielle Bäume, Pflanzen und auch Tiere, erklären uns was man essen kann und wie man Wasser findet. Dadurch gestaltet sich die Wanderung extrem kurzweilig.
Einmal zeige ich unseren Guides eine kleine Schlange, die vor mir auf dem Weg liegt. Der Guide hatte sie offenbar nicht gesehen - er hat auch nur ein Auge. Wir werden weiter geführt, der Koch bleibt etwas zurück. Dann hören wir die Klinge seiner Machete auf den Waldboden knallen. Das wars wohl mit der Schlange. Von nun an geht der Koch voraus - sie wollen wohl keine Touristen an Schlangen verlieren. Uns ist das recht.
Sie erzählen, dass es im Dorf einige Menschen mit nur einem Bein gibt. Das sind die, die einen Schlangenbiss überlebt haben. Viele schaffen es aber nicht und sterben daran. Hier wird uns die Unzugänglichkeit des Ortes bewusst. Ein Hubschrauber kann hier nicht landen, Netz gibt es sowieso keines. Würde uns hier etwas passieren, müssten wir entweder selber bis zum nächsten Dorf kommen oder einer unserer Guides würde rennen und ein Motorrad holen. Bis wir aber zu dem Krankenhaus in Sihanoukville kämen würden mehrere Stunden vergehen. Sowas kennen wir von zu Hause natürlich nicht. Wie sicher und petulich Deutschland im Vergleich dazu ist.
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Camp für die Nacht. Auf einer überdachten Plattform spannen wir unsere Hängematte. Ach, eine Dusche wäre jetzt schön. Am Körper jucken getrockneter Schweiß, Staub und Pollen, die gemeinsam eine homogene Schicht auf der Haut gebildet haben. Aber was solls, morgen lockt ein Bad im Dschungelsee.
Kurz danach trifft eine kleine Gruppe Männer aus Israel ein. Auch sie machen eine Dschungelführung, werden am nächsten Morgen allerdings einen andern Weg wählen. Die Jungs haben gerade ihre Wehrmachtpflicht hinter sich gebracht und sind ausgelassener Stimmung. Es gibt Bier und Marihuana und auch uns wird davon angeboten. Trotz der Ausgelassenheit der Jungs bleiben sie höflich und freundlich, mein Anfangs unangenehmes Gefühl 10 Männern im Dschungel ausgeliefert zu sein tritt bald in den Hintergrund.
Nach einem wunderbaren Abendessen geht es in die Hängematte, den Schlaf haben wir uns redlich verdient.
Tag 2
Die erste Nacht in der Hängematte haben wir gemeistert. Einigermaßen erholt starten wir in den Tag und verschwinden erstmal jeder für sich in den Wald. Unsere Guides sind schon wach und emsig mit dem Frühstück beschäftigt. Eier und Reis schmecken auch heute wieder. Frisch gestärkt geht es weiter durch den Dschungel.
Ab heute sind unsere mitgebrachten Wasserreserven leer. Unsere Guides holen Wasser aus fast ausgetrockneten Wasserlöchern und kochen dieses ab. Das Wasser ist schwärzlich und schmeckt scheußlich, teils nach Rauch und Feuer teils nach abgestandenem alten Wasser. Bäh. Wir trinken so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Auf dem Weg kommen wir immer wieder an ausgetrockneten Wasserlöchern vorbei. Die Spuren der Tierbesucher sind noch im getrockneten Schlamm erkennbar, Tiere sehen wir aber nicht. Unsere Guides sind weiterhin sehr aufmerksam und eine weitere Schlange haucht ihr Leben aus.
Aus einem Baum oder einer Liane trinken wir Wasser, das erfrischt. Gegen Mittag erreichen wir einen kleinen Bauernhof. Hier können wir eine Cola kaufen und laden auch unsere Guides auf ein Getränk ein. Außerdem kosten wir die Dorian Frucht, die nach Gummibärchen schmeckt. Unser Koch hängt derweil an den Bananenstauden der Farm. Er schlägt die Blätter, diese will er nachmittags zu einer Suppe verarbeiten.
Der weitere Weg zieht sich ohne Schatten durch die Hitze entlang. Das Gehen ist mühsam, Schweiß tropft uns von der Stirn. Am frühen Nachmittag erreichen wir zum Glück unser Camp. Nach einem kurzen und fettigem Mittagessen schwimmen Martin und ich in den beiden nahegelegenen kleinen Seen. Was für eine Wohltat nach der Hitze.
Wir trocknen in der Sonne am Ufer und genießen die Szenerie. Auf einmal fange ich an zu frösteln. Ich fühle mich unwohl und schwach, mir ist übel. Und so machen wir uns auf zum Camp. Ich verschwinde in meiner Hängematte, verzichte auch das heutige Abendessen. Mit Eintreten der Dunkelheit hat sich mein Darm entschieden - er wäre jetzt soweit und würde gerne mal einen stillen Ort aufsuchen. Die Plattform sollen wir nun leider nicht mehr verlassen. Schlangen und Taranteln kreuchen nun durchs Camp. Wir sollten bis zum morgen warten. Und so wird es eine unruhige Nacht für mich.
Als der Koch frühmorgens Feuer macht beschließe ich, dass es sicher genug ist und flitze auf das kleine Plumpsklo zu, das einen Wellblech-Sichtschutz hat. Laut knarzend und quitschend lässt sich dieser beiseite schieben, sodass ich kurz dahinter verschwinden kann. Das tut gut.
Aufs Frühstück verzichte ich heute lieber trotzdem. Woran es gelegen hat weiß ich nicht. Am abgekochten Wasser wahrscheinlich eher nicht. Vielmehr vermute ich das viele Öl im Essen als den Übeltäter - fettiges Essen bekommt mir nicht besonders gut.
Wir müssen rechtzeitig zurück zur Brücke mit der Bushaltestelle, weil wir noch heute weiter wollen nach Koh Rong Sanloem. Aus diesem Grund werden wir mit Motorrädern aus dem Dschungel abgeholt und wir sparen uns den langen Weg an der Straße entlang durch die brütende Hitze zu laufen.
Im Dorf angekommen packen wir um und kurz danach geht es weiter auf den Motorrädern zur Brücke. Nach kurzer Zeit kommt ein Bus, wir steigen ein. Vorbei ist dieses wunderbare Abenteuer im Dschungel Kambodschas.
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