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Tag 1 - Bergauf ist auch eine Richtung

Wir starten früh. Sehr früh. Um 6:30 Uhr fahren wir mit der Straßenbahn zum Busbahnhof. Hier ist noch Zeit um Frühstück zu kaufen, dann geht es in den Minibus und über viele winzige Bergedörfer bis zum Küstenort Kalkan. Das schaukeln und brummen des Busses lässt uns sanft schlummern.

Mittags erreichen wir Kalkan. Wir stocken noch schnell unsere Wasservorräte auf, dann geht unsere Wanderung auf dem lykischen Weg los. 

Zunächst geht es durch das Städtchen, durch eine kleine Gasse mit zahlreichen Restaurants. Diese laden schon zum Verweilen ein, aber auf uns warten 10 km mit 700 Höhenmetern. Und die haben es in sich. Gleich am Ende des Ortes geht es steil bergauf. Hier stellen wir fest, dass wir uns noch nicht eingecremt haben und so mischt sich schön Sonnenschutz mit Schweiß zu einer klebrigen Schicht.


Kurz darauf müssen wir in einen Olivenhain abbiegen. Die Wegmarkierung ist hier eher dürftig, wir suchen recht intensiv nach dem richtigen Weg. Mithilfe des GPS Tracks bleiben wir aber zumindest in der richtigen Richtung. Martins Beine werden in seinen kurzen Hosen dabei ziemlich zerkratzt, immer wieder drücken wir uns durch stachelige Büsche. 


Auf einmal steht vor uns, wie aus dem Nichts, eine kleine Schildkröte. Sie ist ähnlich überrascht wie wir, freut sich aber über unseren Besuch. Wir stiefeln weiter. Der Weg zieht sich den Berg hinauf, mal sanft, mal steil ansteigend.

Klack Klack Klack ertönt es vor uns. Die Geräusche können wir schnell zuordnen. Drei Schildkröten, von denen mindestens eine Interesse am Liebesspiel hat, erzeugen mit den aufeinanderprallenden Panzern diese Geräusche. Von uns lassen sie sich nicht stören. Naja, haben wir das also auch mal gesehen.


Die Sonne brennt und der Weg nimmt schier kein Ende. Hinter jedem Bergrücken den wir erklimmen wartet nur der Nächste. Aus Euphorie wird eine leichte Sorge den Einbruch der Nacht auf diesem schottrigen, schmalen Weg am Berg zu erleben. Aber dann, als wir es schon fast nicht mehr wagen zu hoffen, geht es endlich bergab und wir erreichen bald Bezirgan.

Hier schlafen wir in einem wunderschönen restaurierten Bauernhaus. Der Besitzer, Erol, hat das Haus seines Ururgroßvaters als Gästehaus aufbereitet. Kein Boden scheint gerade, umso charmanter und uriger ist das Haus.


Wir duschen heiß. Das Wasser wird hier häufig durch Solarpanels tagsüber erhitzt, daher haben wir abends immer heißes Wasser so viel wir wollen. Danach suchen wir in dem weitläufigen Dorf nach einem Kiosk und einem Restaurant. Es ist bereits stockdunkel. Nur wenige Straßen sind beleuchtet und so sind wir auf unsere Stirnlampen angewiesen. Ab und zu schießt ein bellender Hund vom Grundstück auf die Straße und auf uns zu. Nach dem ersten Schreck werden wir aber jedesmal mit freudigen Schwanzwedeln begrüßt und ein Stück des Weges begleitet.


In der Nähe der Moschee finden wir einen Kiosk und decken uns mit ausreichend Wasservorräten für den nächsten Tag ein. Danach finden wir ein nettes Restaurant, in dem wir herzlich empfangen werden. Gegessen wird draußen, auch wenn es bereits merklich abgekühlt hat und wir schnell anfangen trotz unserer Jacken zu frieren. Das Essen ist es wert. Es gibt gefüllte Gurke, eine Art Lasagne mit Huhn (das einzige Mal, wo ich wirklich Fleisch esse) und Salat, dazu Brot, gefolgt von einem köstlichen Nachtisch: ein Schichtdessert aus Kuchen, Vanillecreme, Aprikosenmus und Schokolade. Bei dem Gedanken daran läuft mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen.

Anschließend müssen wir wieder 2.5km zurück laufen. Diese Nacht schlafen wir wunderbar.